Wie das mit dem Laufen begann: Vor ein paar Jahren bin ich schonmal gelaufen. Zwar nur sporadisch, aber dennoch mit dem Ziel, dass der Strongmanrun 2013 auf dem Nürburgring und in Rovereto (IT) geschafft wird. 2014 bin ich nochmal am Nürburgring angetreten, aber danach habe ich meine Laufschuhe an den Nagel gehängt. Laufen war irgendwie nichts für mich!
Meine Tochter hat mich dann im Herbst 2016 erst wieder zum Laufen gebracht. Während meine Partnerin arbeiten ging, war ich als Vollzeitpapa zuhause und bin jeden Tag mit Kinderwagen nach draussen. Aber irgendwann wurde das Spazierengehen einfach zu langweilig und ich fing an zu laufen. Anfangs einfach ohne Ziel, halt einfach unterwegs sein an der frischen Luft. Als meine Tochter dann schliesslich älter wurde und nicht mehr nur im Kinderwagen liegen, sondern lieber Galionsfigur spielen wollte, musste ein neues Gefährt her. Wir haben uns für den Croozer Kid Plus 2 entschieden, der als Zweisitzer genug Stauraum für auch größere Touren bietet und zusätzlich mit Federung und Licht ausgestattet ist.
Durch den Croozer konnte ich gezielt in der Mittagszeit laufen gehen, während meine Kleine ihren Mittagsschlaf gehalten hat. Auch wurde das erste Ziel gesteckt: Der Strongmanrun 2017 in Engelberg (CH) sollte es werden. Ein Geburtstagsgeschenk zum 30. und damit derjenige nicht alleine laufen musste, habe ich mich quasi mit verschenkt :-)
Erst danach habe ich mich dann so richtig an das eigentliche Laufen gemacht. Der Strongmanrun hat auch ca 18 km, aber durch die Hindernisse kommt man nur schwerlich in einen wirklichen Lauffluss, da man immer wieder ausgebremst wird und die Wartezeiten einen richtigen Fluss verhindern. Durch meine Familie wurde ich eigentlich erst auf die Idee gebracht, auch einen Marathon zu laufen. Da ich kein Freund von Großveranstaltungen bin, sondern lieber in der Natur laufen gehen wollte, kam mir der Schwarzwald-Marathon in Bräunlingen sehr recht, auch wenn ich nach meiner Anmeldung erfahren habe, dass der Schwarzwald-Marathon durch seine Steigungen ziemlich hart sein soll, habe ich mich dennoch auf die neue Herausforderung gefreut.
Um vorab allerdings schonmal ein bisschen Wettkampfluft zu schnuppern, bin ich am 03.09.2017 den Wehratallauf mit 10,2 km in Wehr gelaufen. Eine schöne Erfahrung, sich einfach nur mit Läufern zu messen. Am Ende wurde ich 51. von ca 250 Startern und war mit dem Debut zufrieden.
Jetzt waren es nur noch 5 Wochen bis zum Marathon! Laut Trainingsplänen wurde es langsam Zeit, die Distanz zu erhöhen. 24 km war bis dahin meine weiteste Strecke.
Am 07.09.2017 habe ich meine Trainingseinheit auf 31 km hochgeschraubt. Davon waren die ersten 20 km mit Croozer und im Anschluss ging es ohne Croozer weiter... Am Tag danach, noch mit schweren Beinen, habe ich mich recht spontan für den Schwarzwälder Schinkenlauf am 10.09.2017 angemeldet. Mein erster Halbmarathon unter Wettkampfbedingungen! Der Lauf fand in Altglashütten am Feldberg statt und das Terrain sollte mir einiges an Höhenmetern abverlangen, aber a.) mussten die anderen da ja auch durch und b.) sollte mich das beim Marathon ja auch erwarten. Am Ende stand eine Zeit von 1:43:46 Std. auf der Uhr und gesamt der 8. Platz :-) Zur Medaille gab es für die Top 10 dann standesgemäß einen Schwarzwälder Schinken!
Am 13. Oktober 2017 stand dann mein erster Marathon auf dem Plan. Der 50. Schwarzwald-Marathon in Bräunlingen: Die Aufregung und gleichzeitig die Vorfreude auf das mir Unbekannte kam einige Tage vor dem eigentlichen Lauf auf und dies sollte sich bis zum Rennen nicht ändern. Der Lauf ist toll organisiert und führt ca. 80 % der Strecke durch Wald- und Forstwege. Das ist auf der einen Seite super, weil ich gern in der Natur laufe, auf der anderen Seite fehlt dadurch natürlich auch der Support von Zuschauern, die nur spärlich im Wald unterwegs sind. Aber wenn dann doch mal Zuschauer da waren, freut man sich natürlich um so mehr. Meine Familie hat mich hier auch super unterstützt und mich auf der Strecke einige Male abgepasst und angespornt. Natürlich kam irgendwann auch der Mann mit dem Hammer vorbei, aber nach einer kleiner Gehpause mit Banane und Co. konnte ich nochmal anziehen und habe mein Marathonziel erreicht.
3:48:49 Std. für 42,195 km !!!
Wahnsinn! Ich bin ein Marathoni!!! 🤗🏅🏃♂️
Und jetzt renn ich schon wieder und weiter und weiter...
Mein nächster Schwarzwald Marathon findet am 13.10.2019 statt und ich habe mir als Ziel eine Zeit von unter 3:30 Stunden vorgenommen! Man muss ja auch Ziele haben... 😎
Aus meinem Umfeld habe ich oft gehört, dass mein Ziel zu ambitioniert sei, schließlich wollte ich mich mindestens um knapp 19 Minuten verbessern... Aber so konnte ich die Spannung im Training hoch halten und fand entsprechend auch bei Wind und Wetter die Motivation, laufen zu gehen.
Am 13.10.2019 ging es dann wieder in Bräunlingen an den Start: 42,195 Kilometer -
Und am Ende habe ich meine Ziel sogar noch unterboten und konnte nach 3:25:56 Stunden die Arme in die Luft werfen.
Wer hätte das gedacht?!?! In der Alterklasse M40 wurde es tatsächlich der 6. Platz (gesamt 35.)
Wahnsinn!!!
Jetzt wird es verrückt!
Nach meinem zweiten Marathon habe ich mal so richtig in die Motivationskiste gegriffen und mich für meinen ersten Ultratrail angemeldet: "Bist du denn total bekloppt?" - "Hahaha, ja, irgendwie schon!"
Am 01.03.2020 fand der Trail du Petit Ballon statt, 54 Kilometer und 2.200 Höhenmeter standen auf dem Zettel. Vom Start in Rouffach durch die Weinberge stetig bergauf, bis zum Gipfel bei Kilometer 29. Dann über Osenbach wieder zurück nach Rouffach und nach 8:45 Std. war ich, fertig wie hundert Mann, endlich im Ziel und habe meinen ersten Ultra gefinished.
Während des Laufs habe ich mir mehrfach geschworen, dass ich sowas beklopptes NIE WIEDER machen werde... :-D
Aber was soll ich sagen, in 2021 stand der Trail du Petit Ballon wieder auf dem Zettel: Diesmal sogar mit etwas längerer Strecke, am Ende 57 Kilometer... nach 9 Std im Ziel: